Anlegen, Ablegen und nochmal von vorne

Dieses Jahr hat es endlich geklappt, dass ich ein Training bei Oceans Eleven vom 24. bis zum 27. Juni an der Ostsee buchen konnte. Die Anfahrt vom Ruhrgebiet aus in den hohen Norden ist nicht "mal eben" für ein Wochenende oder ein paar Trainingstage machbar, wenn die freien Tage vorher und nachher fehlen. Nicht so in diesem Jahr :-) Ich kombinierte einfach meine zwei Leidenschaften:

Die kleine V-Strom hat die benötigten Utensilien auf ihr Heck geschnallt bekommen und mit einer schönen Route am Navi startete ich gegen 6:00 Uhr morgens Richtung Damp, wo ab 15:00 Uhr das Boarding, die Verproviantierung und das Kennenlernen der Crew stattfinden sollte.

Die Mannschaft setzte sich auch Roger und Jutta aus Kappeln und unserem Trainer Tom zusammen. Das Trainingsschiff war die NIKE, eine wendige, agile Delphia. Der erste Abend wurde mit der gemeinsamen Zubereitung und Vertilgung eines griechischen Bauernsalates verbracht, begleitet von anregenden Kennenlerngesprächen bis hin zu ein paar abschließenden Leinenwürfen Richtung Dalben und Pollern.

Am nächsten Morgen tuckerten wir unter Motor die Küste hoch nach Maasholm. Dieser Hafen verfügt über ein Vorbecken, das sich für Übungen bestens eignet und das schöne Wetter lockte die Flottille der Hafenlieger hinaus auf die Ostsee, wodurch sich die Zahl der leeren Boxen schlagartig erhöhte.

Nach einigen Fahrmanövern zum Kennenlernen der Reaktionen des Bootes im Vorbecken startete die Übungsreihe mit der von mir unnötig gefürchteten Rückwärtsfahrt. Bei meinem ersten Versuch packte mich wie üblich die Panik, gegen die Kade zu knallen. Mit der verbalen Unterstützung von Tom, der mit wenigen Worten seines ruhigen, entspannten und selbstsicheren Tonfalls das Manöver mit mir zu Ende brachte, war jeglicher Gedanke des "DAS KLAPPT NICHT" wie weggewischt. Es folgte ein fröhliches Wechseln am Ruder, bis das Strahlen in unseren Gesichtern das Signal zur nächsten Übung gab. Deren Ziel war es, ein Boot auch bei Starkwind sicher in eine Box zu manövrieren. Bei Glattwasser kann das ja jeder, aber was tun wenn es kachelt?

Dazu wurde die Nike zuerst entspannt längsseits in Lee an zwei Dalben "geparkt", danach mittels zweier Manöverleinen und der Maschine in Rückwärtsfahrt in die Box gedreht und nach hinten "geleint". Unsere Übung erregte das Interesse der Anwesenden. Aus den mitleidigen Hafenkinoblicken á la "Unfähig!" wurden erstaunte Gesichter, als der Bug sich von den Dalben wegdrehte und letztendlich eine Person - alleine mit zwei Leinen in den Händen - ein 11-Meter Boot ohne großes Tamtam, sicher Stück für Stück in die Box gleiten ließ. 

Am Montag beschloss der Herr der Winde es doch ordentlich wehen zu lassen und so konnten wir das Erlernte nach den Laborbedingungen des Vortages unter Realbedingungen anwenden. Der Zufall, dass drei Anlegeboxen nebeneinander frei waren, sorgte zusätzlich für einiges an Entschärfung - auch wenn ein Handgriff daneben ginge - Beschädigungen an Fremdbooten waren ausgeschlossen. Am Ende des Tages hatten wir dieses Manöver unzählige Male wiederholt, durchdacht, reflektiert, abgewandelt und vor allem - verinnerlicht.

Eine benachbarte Chartercrew verfolgte das Treiben sehr aufmerksam, spendete ab und an Applaus bzw. anerkennende Zurufe und zu unserer Erheiterung fing einer der Segler an, ebenfalls Leinenwürfe zu üben. Es ergaben sich auch nette Gespräche mit Anwesenden auf dem Steg, die ihre Hilfe beim Anlegen anbieten wollten und dann zum Zugucken stehenblieben.

Alles in allem hat sich jede Minute Freizeit, jeder Kilometer Anfahrt, jeder Euro Teilnahmegebühr gelohnt. Sicher und elegant war das Motto unseres Trainers, welches er uns auf eine phantastische Weise vermittelt hat.

Bis ich unsere Crécerelle bei 5-7 Beaufort so elegant wie Jörn im Stadthafen von Amsterdam anlegen kann, wird noch einiges an Wasser die Elbe hinabfließen. Aber der erste Schritt ist getan und es hat eine Menge Spass gemacht!

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