Ein Mann, ein Boot, ein neues Urlaubsleben

Urlaub! Immer im Herbst, immer herbeigesehnt, das Zauberwort in unser all Gedanken.

Seit dem Über-Bord-Werfen meines glücklich geschiedenen Singlestatus haben sich diese zwei Wochen in meinem Jahreslauf jedoch grundlegend verändert. Hotelsuche, Bikini, Sonnenliege, Kofferwaage, Check-In-Warteschlagen, Kulturprogramm, Rallyefahrten in der Sahara, Essenszeiten und auch die gehörige Portion Faulenzen und Frauenkram wurden gegen Ölzeug, Leinenchaos, Niederländisch-Lernen, einen kardanischen Gasherd, etliche Wartungsarbeiten, Segelschein-Büffeln, Wellengang, Seekrankheit, die eigene Achterkabine und eine als abgelegt erachtete Marotte von mir - unzähligen Panik- und Schüttelattacken wegen nicht delogierbarer achtbeiniger Mitbewohner an Deck, Fendern und Segelschutz - getauscht. 

Im Bikini auf dem Vordeck in der Sonne braten als Urlaubsprogramm - tja, Fehlanzeige - nur um etwaigen klischeebehaften Gedanken vorwegzugreifen. Denn an diesem Ort, der nicht einmal für eine aufblasbare Liegematte genügend Platz bietet, sind meistens die Segel der Sonne im Weg und es ist auch in Fahrt schlichtweg zu gefährlich sich dort zu räkeln. Außerdem will das Ruder bedient, die dreieckigen Stoffdinger gemäß der sich ändernden Windverhältnisse eingestellt, die Navigation kontrolliert, das Wetter beobachtet werden und irgendwann hat die Crew - also der angetraute Segelprofi - auch Hunger. Das Wassertaxi als Lieferdienst für Pizza ist mir noch nicht begegnet und es gibt auch keine wunderbaren Menschen, die mir bei der Schlacht am Abendbuffet den Teller mit frisch gegrillten fleischlichen Genüssen füllen und lächelnd anreichen.

Viele Jahre lang war ich mit meiner besten Freundin Renée in südlichen Gefilden unterwegs. Wir starteten in Marmaris /Türkei - was übrigens meine allererste Flugreise und ein Mietjeep mit nicht vergessenen mulmigen Gefühlen bleiben wird. Im Doppelpack erkundeten wir sukzessive die landschaftlichen Schönheiten von Mallorca, Kreta, Kos, Korfu, Marokko, Spanien, Portugal und Malta. Immer der Sonne nach, oft abseits ausgetretener Pfade, selten ohne leckeres Essen, mit Unmengen an Lachen und Spass. 

Diese zwei Wochen Urlaub waren in pre-bootischen Zeiten schon abenteuerlich, spannend, voller Vorfreude und aufregend. Ich hätte mir nie träumen lassen, was es heisst, selbst ein Boot zu haben.  Im Herbsturlaub 2018 überführten mein erst wenige Monate zuvor frisch gebackener Ehemann Jörn und ich unsere Crécerelle von Norddeutschland nach Zeeland. Noch frischer als mein Ehemann war mein Motorbootführerschein und die sagenhaften Erfahrung von ca. 20 Minuten am Ruder eines solchen schwimmenden Gefährtes - im Hafen von Duisburg! Ich, das Boot und vor allem mein Mann haben diesen Überführungstörn überlebt, die Freundschaft mit Reneé besteht auch ohne die gemeinsamen Reisen weiterhin, nur der Bikini und die Kofferwaage - die sind seitdem so gut wie arbeitslos.

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Kommentare

Helga
Vor 2 Jahr

Hallo Dany, schön das du mich mit deinem Blog mit auf die Reise nimmst !!
Ich freue mich schon auf die nächsten Berichte und werde sie mit Genuss lesen.
Liebe Grüße, Helga