Hier wird kein neues Modegetränk, kein Cocktail, kein Sundowner offeriert - es geht um schnöde Knoten.
Um jene Exemplare, die willentlich entstehen und nicht das traurige Tohuwabohu eines hastig auf den Cockpitboden hingeworfenen Leinensalates aus Festmachern oder - noch schlimmer - Schleusenseilen zwischen meinen Füßen, nachdem das vor gefühlt zehn Sekunden erfolgreich absolvierte Ablegemanöver mit sofortigem Ruf "Klar zum Segelsetzen!" belohnt wird. Erfahrungsgemäß habe ich bei diesem Ausruf alle Hände voll, aber ich benötige beide Hände um das Großsegel zu setzen, also Hände leeren und zwar s o f o r t, wie ie Stimme hinter dem Ruder nachdrücklich betont.
Klarieren muss immer warten, wenn das Boot zum Wind oder der Wind zum Boot günstig steht und so kommt was kommen muss - Gehetze gepaart mit "Wo war nochmal die Winschkurbel" und die Leinen am Boden sehen nach der Kurbelsuchaktion aus wie ein Teller Spaghetti.
Während ich fluche, suche, letzendlich noch stolpere, rutsche, Großsegel hochkurble und irgendwann das Chaos sortiere und entwirre, suche ich in meinem Gedächtnis nach der Anleitung für einen Henkersknoten und pfeife Ennio Morricones Melodie aus gleichnamigem Italo-Western. Denn des Skippers Achterleinen sind stets knotenlos perfekt aufgeschossen, was er mir mit strahlendem Lächeln auch anerkennungsheischend verkündet🤬 und präsentiert.
Knoten müssen jedoch nicht nur nerven, meistens sind sie nützliche, kleine Helfer und auf einem Boot unersetzbar - Fenderschnellverschluss hin oder her.
Dass die Fertigkeit des Lösens und Knüpfens von Semannsknoten nicht zu vernachlässigen ist, merkt man spätestens, wenn die praktische Prüfung bereits am Steg endet - beim Verwinden des Stückchen Seils in abenteuerliche Begriffe wie "Webleinstek auf Slip', "Stopperstek" oder "anderthalb Rundtörns mit zwei halben Schlägen". auf Geheiß des mit Argusaugen beobachtenden Mannes mit der Punkteliste. Der allseits bekannte Palstek und neun andere müssen zur Prüfung parat sein, sonst fährt der Prüfungstrupp ohne dich an Bord los.
Abgesehen von der ganzen Prüfungshysterie und den Segel-Muss-Jetzt-Sofort-Hoch-Lass-Die-Leinen-Sein-Momenten nutzt die frisch gebackene Seglerin im Bordalltag regelmäßig kaum mehr als drei Knoten, die restlichen Varianten würden in das Seegrab des Vergessens absinken, wäre da nicht der kreative, künstlerische, meditative Aspekt der Knoterei.
Abends an Deck sitzen, den Tag revue passieren lassen und sich mit den herumliegenden Leinen und Tampen an ein paar schönen neuen oder beinahe vergessen Knoten erproben ....die Welt kann so friedlich sein, wenn der Geist auf ein Stück Leine focussiert wird.
Hier nur eine von unzähligen Anleitungen, die die Geheimnisse der verschlungenen Wege lüften:
Kommentar hinzufügen
Kommentare